Der verlorene Mann

"Glaube mir, irgendwann wird dich der Ernst des Lebens treffen und du wirst erwachsen werden". Ob in Filmen, Büchern oder auch von Freunden: Dieser Satz bekommt immer die Person zu hören, die das Leben zu sorgenlos geniesst. Vielleicht hast du dir das auch schon anhören müssen oder du warst einer, der das gesagt hat. So oder so, jeder von uns weiss, was dies bedeutet. Unser unbeschwertes Leben ist plötzlich mit dem Stress, Druck und Ernst des Lebens konfrontiert. Wir merken, wie die unbeschwerte Zeit vorbei ist und wir am liebsten die Zeit zurückdrehen möchten.  Wir fühlen uns verloren und wollen einfach nur weit weg rennen. Doch wie können wir Männer werden, die gelernt haben, mit diesem Druck und Verantwortung umzugehen?

In diesem Blog möchte ich dir mithilfe meiner Geschichte einen simplen Schlüssel weitergeben, der mir Sicherheit gibt und das Gefühl der Verlorenheit wegnimmt.

 

Das erste Mal "kam ich so richtig auf die Welt", als ich ins Militär ging. Obwohl ich bei den Rettungstruppen in Wangen an der Aare (Bern) nicht gerade bei den Grenadieren landete, war es trotzdem eine spezielle Situation für mich, auf einmal von morgens bis abends Befehle zu bekommen und den Kontakt zur Zivilisation zu verlieren. Es war schwierig das Gefühl abzuschütteln, in einem Gefängnis zu sein...

Trotz aller Herausforderungen gelang es mir aber irgendwie positiv zu bleiben, denn schliesslich sah ich meine Familie und Freunde am Wochenende wieder. 

Nach überstandener Militärzeit hatte ich mein nächstes Ziel anvisiert, das mich bedeutend mehr begeisterte als das Militär. Eine fünf-monatige Sprachschule in New York. "Boah, das wird die Zeit meines Lebens! Wild and free!", ging mir vor der Abreise durch den Kopf.

Kaum in New York angekommen, merkte ich auf einmal, wie sehr mir meine Familie und Freunde bedeuteten. Nun konnte ich nicht mehr aufs Wochenende warten, um meine Familie in die Arme zu nehmen. Wie entwurzelt war ich mit der Grossstadt völlig überfordert. Neben meinem Heimweh stresste mich zudem die Tatsache, dass ich mir nicht mehr sicher war, ob ich Kinderarzt werden wollte. Gegen Ende meiner Gymizeit hatte ich allen erzählt, wie ich nach meiner Rückkehr das Medizinstudium in Angriff nehmen würde. Meine Familie und meine Zukunftspläne gaben mir Sicherheit und auf einmal riss das Leben diese beiden Pfeiler nieder. Im Nachhinein wirkt es theatralisch, aber für mich waren diese beiden Ereignisse sehr einschneidend und ich fühlte mich Verloren in der Stadt, die nie schläft. Nun war ich auf einmal der verlorene Mann, der den Ernst des Lebens zu spüren bekam.

So, aber welcher Schlüssel hat mir in dieser Zeit geholfen?

 

Zeit nehmen.

 

 "Zeit nehmen?! Wow, Bruno! Jetzt im Ernst: Was meinst du damit?"

 

Mit "Zeit nehmen" meine ich, das Handy und alle Ablenkungen wegzulegen und sich klar zu werden, was in einem abgeht.

In New York bin ich etliche Male einfach hinaus in die Vororte spazieren gegangen, um nachzudenken. Dabei beschäftigten mich die folgenden drei Fragen.

 

1) Was stresst mich eigentlich? 

2) Warum stresst mich das?

3) Wie kann ich die Wurzel dieses Problems lösen?

 

Obwohl Auszeiten heutzutage viel gepredigt werden, fällt mir auf, wie viele Male wir unseren Alltag so vollplanen, sodass wir unseren Ängsten aus dem Weg gehen können. 

 

Sitzplatz auf einer meiner Spaziergänge ausserhalb von New York
Sitzplatz auf einer meiner Spaziergänge ausserhalb von New York

 

Wenn du dich verloren fühlst und am liebsten einfach deinen Problemen mit einem vollen Terminkalender entfliehen willst, dann ermutige ich dich, dir regelmässig Auszeiten zu nehmen. Es muss nicht ein ganzes Wochenende oder ganze Tage sein. Mir hilft es nur schon, wenn ich jeden Morgen vor der Arbeit 30 min einfach in aller Ruhe einen Kaffee trinke und über mein Leben nachdenke.

 

Vielleicht hat dich dieser Blog nicht angesprochen, weil du überhaupt nicht gleich tickst wie ich. Das ist kein Problem. Aber trotzdem will ich dich herausfordern, dir Zeit zu nehmen, um deinen Unsicherheiten auf den Grund zu gehen. Nur so wirst du von einem verlorenen Mann zu einem, der sich selbst gefunden hat.

 

Wie gehst du mit solchen Stresssituationen um? Hast du ganz andere Wege als ich gefunden? Dann lass es mich doch mit einem Kommentar unten wissen! Würde mich sehr interessieren ;)

 

Liebe Grüsse und eine schöne Woche!

 

Brauni



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Kommentare: 3
  • #1

    Bryce (Sonntag, 17 Februar 2019 22:16)

    Mega toll geschrieben, der Blog. Und sehr ermutigend- regt auf jeden Fall zum Denken an.
    Vielen Dank!

  • #2

    unwichtig (Sonntag, 17 Februar 2019 22:26)

    Bei mir ist das so, dass mich Sport allgemein sehr befreit. Es ist ein genialer Ausgleich zu meiner Arbeit, der Schule und den vielen anderen Hobbys!
    Okey, wenn ich ehrlich sein soll ist es zwar ein Ausgleich aber gleichzeitig auch ein Entfliehen aus der Realität. Einfach mal raus, eine Runde auf dem Rennrad drehen und alles andere, der ganze Stress des Alltags, ausblenden. Nichtmehr daran denken und die Natur geniessen! Ob das auf lange Dauer sinnvoll ist kann ich dir nicht beantworten, aber für den Moment ist es auf alle Fälle sehr befreiend.
    Auch mich würde es interessieren wie Du aus deinem Alltag "entfliehst" (oder wie Brauni es nennt, dir Zeit nimmst)!!

  • #3

    Gadget Baron (Brauni) (Montag, 18 Februar 2019 07:51)

    Als erstes möchte ich mich bei dir "Bryce" und "unwichtig" (by the way: Deine Meinung ist wichtig! ;)) vielmals für euren Kommentar danken! Es ist immer spannend, andere Meinung zu hören :)

    @Bryce: Das freut mich, wenn es dich auf positive Art und Weise zum Denken anregt. Sehr cool! :D


    @(un)wichtig: Ja ich weiss, was du meinst. Ich mache auch sehr gerne Sport, denn es hilft mir auch, um einfach mal abzuschalten. Ich finde es genial, wie du merkst, dass ein momentanes "Entfliehen" hilft, aber vielleicht auf die lange Dauer nicht die optimale Lösung ist. Du bist meiner Meinung nach auf einem guten Weg! :)


    Ich danke euch noch einmal vielmals für euren Kommentar und wünsche euch eine geniale Woche!


    Liabs grüässli

    Brauni